2-3 Strassen

2-3 Straßen. Eine Ausstellung in Städten des Ruhrgebiets von Jochen Gerz

Nachbarn treffen sich, kommen vor der Haustür kurz ins Gespräch, eine Frau schiebt ihren Kinderwagen über den Bürgersteig, Kinder rennen zur Straßenbahn, der Kioskbesitzer räumt Zeitschriften in seine Auslage. Urbane Tristesse? Schlichter Alltag? Gewöhnlichkeiten?

Was passiert, wenn Kreative dorthin kommen, wo nichts los ist und ein Jahr lang bleiben?

Nach dem Platz des europäischen Versprechens ist 2-3 Straßen die zweite Arbeit von Gerz für die Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010. Drei Städte − Duisburg, Mülheim an der Ruhr und Dortmund − stellen 78 von insgesamt 1.457 Kandidaten aus nah und fern ein Jahr lang sanierte Wohnungen in ganz und gar normalen Straßen im Ruhrgebiet mietfrei zur Verfügung. Für dieses Grundgehalt engagieren sich die neuen Mieterinnen und Mieter als Kreative am Leben in ihrer Straße und – schreiben täglich.

Alle neuen Mieter schreiben, ohne die Beiträge der anderen Autoren zu kennen, einen gemeinsamen einjährigen Text. Auch Bewohner, die seit langem in den Straßen leben, und die Besucher der Ausstellung können mitschreiben. Es entsteht ein Buch. Das Gemeinschaftswerk lernen seine Autoren und die Öffentlichkeit erst 2011, nach dem Ende von 2-3 Straßen kennen, wenn das Buch publiziert wird.

Ziel der Arbeit von Gerz ist die Veränderung der drei Straßen. Mehr als um das fertige Buch geht es hier also um den gesellschaftlichen Prozess. Aus Lesern und Nichtlesern werden Autoren. Sie nehmen nicht nur an der eigenen Veränderung teil. Eine Autorengesellschaft entsteht. Alltag wird Kunst und Kunst wird zu Menschen. Die Straßen sollen am Ende nicht mehr dieselben sein. 2-3 Straßen ist ein kulturelles Experiment mit einem Ausgang, der für die Städte und ihre ärmsten Quartiere jenseits des Kunstkontexts zu einem Anfang werden kann.

Für weitere Informationen: www.2-3strassen.eu